Perspektivwechsel lohnt sich –
Starker Auftritt von Paralympics-Sportler Heinrich Popow: Mutmacher und echtes VORBILD
Der digitale Unternehmerabend ist inzwischen ein Garant für gute Gespräche und kreative Impulse, wie unser Moderator Raimund Stroick wiedermal treffend eingangs die Runde begrüßte. Um immer mal wieder für etwas Abwechslung in den Online-Meetings zu sorgen, haben wir dieses Mal mit den digitalen ‚Montagsmalern‘ etwas Neues ausprobiert. Als geübte Zeichnerin brachte Annegret Rappers einen Begriff nach dem anderen aufs Blatt und über die Chatfunktion konnten die Teilnehmer dann die Begriffe raten und das ging ganz schön fix. Mit Ihrem Business byGretl steht Annegret für Handgemachtes und hat das Handlettering wieder ‚hip‘ gemacht.
Nach einer ersten Breakoutsession ging es dann in eine kurzweilige Gesprächsrunde bei der Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, die betonte, dass Sie „froh und stolz“ sei, wie vorbildlich sich die Menschen hier in der Region verhalten. „Wir müssen noch etwas durchhalten!“, aber die Solidarität und der Zusammenhalt in der Bevölkerung stimmen sie optimistisch, dass es bald wieder ‚normaler‘ zugeht. Ein großer Vorteil sei unsere ländliche Region, die unglaublich viele Freiräume bietet. Besonders positiv sei, dass man, trotz der schwierigen Situation, nach wie vor viele Arbeitsplätze vermitteln könne. Einen großen Dank richtete Sie an alle, die im medizinischen Bereich oder Einzelhandel tätig sind und seit mehr als einem Jahr Tag für Tag ihre Arbeit tun!
„Stillstand bedeutet Rückschritt“ war das Eingangsstatement von Wirtschaftsförderin Julia Ohters, die betonte, dass man derzeit mit Hochdruck an diversen Projekten arbeitet, um zum Beispiel dem Leerstand in den Innenstädten entgegenzuwirken. Auch die Themen Nachhaltigkeit und regenerative Energien stehen ganz oben auf der Agenda. Im Zuge einer Genossenschaft ist man gerade dabei eine Wasserstofftankstelle aufzubauen und wer Interesse hat ist herzlich eingeladen, dabei mitzuwirken.
Auf die Frage von Raimund „Wie soll das alles noch weitergehen?“ brachte AIW Geschäftsführer Andreas Brill ein passendes Bild ins Spiel: „Die aktuelle Situation vergleiche ich immer mit einem Marathonlauf, bei dem die letzten Meter besonders weh tun!“
Dann leitete Raimund zu unserem Gastreferenten Heinrich Popow über, der inzwischen in Borken wohnt. Zunächst durften wir im Video seinen 100 Meter-Sprint sehen, für den es die Goldmedaille gab, die er dann auch tatsächlich später einfach aus der Hosentasche zog und in die Kamera hielt. „So wie ich hier stehe, bin ich ein extrem glücklicher Mensch!“ Damit fing seine ganz persönliche Geschichte an, die uns alle in den Bann zog, denn Heinrich Popow ist es trotz oder gerade wegen seiner Behinderung gelungen, ein sehr erfolgreiches Leben zu führen. Wie es dazu kam, schilderte er eindrucksvoll. Es sind vor allem die Menschen in seinem Umfeld, die ihn geprägt haben. Da sind seine Eltern, die ihn gefördert und gefordert haben. Als 9-Jähriger bekam er die Diagnose Krebs und der Arzt prognostizierte, dass es nur eines von drei Kindern schaffen würde. Am Ende war es Heinrich, der es von den 3 Kids auf der Station schaffte. „Meine Eltern haben damals eine Entscheidung getroffen, nämlich dass diese Krankheit nicht bestimmen sollte, wer ich bin. Ich durfte einfach Kind sein und das ist wohl das Allerwichtigste für mich gewesen.“ Um den Jungen auf die Amputation vorzubereiten, besuchte ihn ein Betroffener, der selbst amputiert war. Wieder eine wertvolle Begegnung: „Dieser Mensch hat mir innerhalb von einer Stunde alle mein Fragen ehrlich und direkt beantwortet und das war die beste Vorbereitung!“
Sein Leben sei in drei wesentlichen Phasen verlaufen, die man ganz gut mit den Phasen der Ampelschaltung vergleichen kann. Denn als die Amputation geschafft war, ging der Kampf eigentlich erst richtig los. In dieser roten Phase kämpfte der Junge mit oder besser gegen die Gesellschaft. Schule und Pubertät waren oft ein Spießrutenlauf, da der offene Umgang und vor allem eine vernünftige Aufklärung fehlen. Dafür setzt sich Popow übrigens heute vehement ein. Dann kam die entscheidende gelbe Phase, wo er den Sport für sich entdeckte und der Fokus weg von der Behinderung hin zu anderen Herausforderungen gelenkt wurde. In dieser Zeit lernte er seinen Trainer kennen, der ihn maßgeblich prägte. Sein Motto „Programm ist Programm“ ließ keine Ausreden zu und die Behinderung wurde einfach an die Seite geschoben. „Geht nicht, gibt’s nicht“ war ein weiterer Leitspruch, der dafür sorgte, dass Popow die Barrieren im Kopf Stück für Stück abbauen konnte. So erreichte er die grüne Phase, die schließlich mit der paralympischen Goldmedaille gekrönt wurde.
„Die Entscheidung, was und wie ihr etwas tun wollt, fällt ihr in eurem Kopf. Und wenn ihr auf Widerstand stoßt, könnt ihr euch fast sicher sein, dass es genau das Richtige ist!“
Heinrich Popow ist ein echtes Vorbild, Mutmacher und Motivator, der den Menschen etwas zurückgeben möchte und sich daher für viele Themen wie Inklusion, Antidoping und Aufklärung stark macht. Wir sind dankbar für die positive Botschaft und nehmen gerade in diesen Zeiten viel mit!
Herzlichen Dank an alle Beteiligten, das gesamte Team der Stadt Borken und den professionellen technischen Support von DTW Sound & Light Service aus Raesfeld!