Ausgewogene Online Podiumsdiskussion –
Das Westmünsterland ist vorbildlich, aber Pandemie deckt Defizite auf!
Landrat Dr. Kai Zwicker betonte zunächst, dass die Region vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen ist. Das sei u.a. der hervorragenden Teststrategie mit 170 Teststationen und der digital gesteuerten Terminvergabe über die App zu verdanken. Er bedankte sich bei den Bürgern, die sich insgesamt sehr vorbildlich verhalten und die Testmöglichkeiten intensiv nutzen. Erfreulicherweise nimmt parallel auch das Impfgeschehen an Fahrt auf. Noch gibt es hier viele Schwierigkeiten, wobei nicht die Organisation das Problem sei, sondern nach wie vor die Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffes. „Was die Pandemie ganz deutlich zeigt,“ so Zwicker „wo die Defizite liegen!“ und da waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, steht die Bürokratie in Deutschland an erste Stelle.
Der Abbau bürokratischer Hürden sei zwingend notwendig, betonte auch Dr. Olaf Baumhove vom Klinikum Westmünsterland Bocholt, der als Intensivmediziner nochmals ganz eindrücklich dazu aufrief, den Ernst der Lage nicht zu unterschätzen. Eindrücklich und ausgesprochen differenziert schilderte Dr. Baumhove die Lage auf den Stationen und die Situationen, in denen Patienten mitgeteilt werden muss, dass nun die Beatmung mit der Maschine unausweichlich ist. Denn Fakt ist, dass 50 Prozent der beatmeten Patienten den Kampf gegen Corona nicht gewinnen. „Wenn Sie einem Vater oder Großvater mitteilen müssen, dass er vielleicht nicht mehr aufwachen wird“ dann sehe Sie das persönliche Schicksal. „Damit haben wir tagtäglich zu tun und bei allem Verständnis dafür, dass jeder sich ein Ende der Pandemie wünscht, müssen wir weiterhin sehr vorsichtig sein.
Christoph Bruns, Hauptgeschäftsführer, Kreishandwerkerschaft Borken, zeichnete ein differenziertes Bild der Unternehmen. Manchen Branchen gehe es gut, andere dagegen seien schwer betroffen. Aktuelle gebe es viele Anfragen von Betrieben, die jetzt bei der Priorisierung auch berücksichtigt werden wollen. Der Wunsch nach mehr Sicherheit ist groß. Auch würde man sich Wünschen, dass ganze Belegschaften bei einem Termin vor Ort durchgeimpft werden.
„Die Betriebe hier im Westmünsterland haben agiert, nicht reagiert!“
Andreas Brill, Geschäftsführer im AIW Unternehmensverband, betonte, dass die Unternehmen hier in der Region von Anfang an gehandelt haben und durch kluge Hygienekonzepte ihre Mitarbeiter den Umständen entsprechend gut schützen konnten. Viele Branchen seien bisher recht gut durch die Krise gekommen, wobei natürlich gewisse Branchen wie die Gastronomie, der Veranstaltungsbereich und Messebau ausgenommen werden müssen, die schwer getroffen sind. Deutlich habe sich abgezeichnet, wie groß die Abhängigkeit von manchen Lieferketten ist. Das hat aber zum Nachdenken geführt und das hat für einige positive wirtschaftliche Effekte gesorgt. Eine Besinnung auf wichtige Werte habe stattgefunden und es bleibe zu hoffen, dass man Lehren daraus zieht und diese mit in die Zeit nach Corona nimmt. Im Hintertreffen sei man beim Thema Digitalisierung und Deutschland müsse wirklich aufpassen, dass man dabei nicht den Anschluss verliere.
Ein wichtiger Appell kam zum Schluss und das betonten alle, wir dürfen die Schüler, Auszubildenden und Studenten nicht vergessen! Die jungen Leute verlieren in dieser Zeit enorm und es sei extrem wichtig dafür zu sorgen, dass man diese Generation wieder auffängt und begleitet.
Raimund Stroick moderierte wie gewohnt, locker, aber seriös durch den Abend und konnte aus eigener Erfahrung bestätigen, dass eine Erkrankung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Vielen Dank an den technischen Support im Ahauser Kulturquadrat und das Team von audiokonzept, die für einen professionellen Ablauf der Übertragung gesorgt haben.
Vielen Dank an die Kooperationspartner:
Kreis Borken | Kreishandwerkerschaft | WFG für den Kreis Borken